Belastung im Agility

Einleitung zum Thema und and Autoren

Thema

Agility ist ein relativ junger Sport. Die Hindernisse sind in einer Zeit entwickelt worden, als die Hunde die Parcours noch nicht so schnell absolvierten. Die Hindernisse sind gleich geblieben, aber der Sport ist viel schneller geworden. Die Belastung auf den Hund hat wegen dem auch zugenommen, somit auch eine grössere Möglichkeit auf Verletzungen. Die Gefahr von Verletzungen kann nur auftreten, wenn der Hund einer Ueberbelastung auf ein oder mehrere Körperteile (Körperstrukturen) ausgesetzt ist. Es ist klar, dass im Agility der Hund einer erhöhten Belastung (im Vergleich mit einem Familienhund) auf Strukturen des Körpers ausgesetzt ist, aber, wann ist der Hund einer Ueberbelastung der Strukturen ausgesetzt??

Bis 1995 hat es nicht einen Untersuch gegeben, der die Belastung des Hundes im Agility, oder sogar die Belastung, die die Verletzungsgefahr vergrössert, angeschaut hat.

Diese Artikel-Serie basiert auf dem Vortrag von Dr. H.C. Schamhardt, ein veterinär orientierten Biomechaniker der Veterinäre Fakultät der Universität Utrecht in die Niederländen, mit Zusätzen aus der physiotherapeutischen und veterinären Ausbildung der Autoren und ihren Erfahrungen aus dem Agility. Der Vortrag war ein Teil von eine Konferenz „Verletzungen im Agility“ am 7. Dezember 1995. Dieser Konferenz war organisiert von Band, das Freundeskreis Agility in die Niederländen

Anhand von Videobildern ist nach möglichen risikoreichen Belastungen im Agility geschaut worden. Diese risikoreichen Belastungen haben Aukje Swarte und Ronald Mouwen mit Bildern (ursprünglich Dias) genau visualisiert.

Autoren
Aukje SwarteDit e-mail adres is beschermd door spambots, u heeft Javascript nodig om dit onderdeel te kunnen bekijken , Veterinar, agility Trainer und Handler

Marco MouwenDit e-mail adres is beschermd door spambots, u heeft Javascript nodig om dit onderdeel te kunnen bekijken , (http://www.mouwen.ch) Physiotherapeut, agility Trainer und Handler, Welmeister 1997

Ronald MouwenDit e-mail adres is beschermd door spambots, u heeft Javascript nodig om dit onderdeel te kunnen bekijken , (http://www.mouwen.nl) Veterinar, agility Trainer und Handler

Anatomie & Biomechanik       
Bevor wir die möglichen Belastungsgefahren anschauen, müssen wir erst die Körperteile des Hundes kennen (Anatomie), die im Agility eine wichtige Rolle spielen und wissen, was sie machen (Biomechanik). Die Strukturen bei welchen die meisten Verletzungen auftreten, scheinen die Gelenke, Gelenksbänder und Sehnen zu sein. Muskelverletzungen gibt es auch, aber meistens nachdem der Hund unglücklich ausgerutscht ist; während einer Landung oder beim Abstoss. Wir werden uns deshalb mit den passiven Strukturen (Gelenk, Gelenksbänder und Sehnen) befassen.

Rückhand
Die Rückhand setzt sich zusammen aus Becken, Oberschenkel, Unterschenkel und Fuss. Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk; ein sehr stabiles Gelenk. Das Becken und die Oberschenkel sind die beide Gelenkspartner. Bewegungsausmass dreidimensional (in drei Ebenen) möglich. Der Oberschenkel hat am anderen Ende das Kniegelenk. Das Kniegelenk hat drei Gelenkspartner, Oberschenkel, Schienbein und Kniescheibe. Das Gelenk kann man in zwei Gelenke aufteilen. Oberschenkel-Unterschenkel und Oberschenkel-Kniescheibe, mit ihren eigenen biomechanischen Funktionen.

Die Kniescheibe ist ein Sesambein und hat die wichtige Funktion, die Hebelwirkung des Kniestreckers zu erhöhen (indem sie die Distanz zum Drehpunkt vergrössert) zu erhöhen. Anders ausgedrückt; Wegen dem Sesambein (Kniescheibe), braucht der Kniestrecker weniger Kraft zu entwickeln um die gleiche Hebelwirkung zu erzeugen( Hebelwirkung = Kraft x Distanz zum Drehpunkt).

Das Gelenksteil zwischen Oberschenkel und Unterschenkel hat neben der grossen Beuge/Streckungs-bewegungsmöglichkeit auch eine kleine Drehmöglichkeit. Dieses Gelenk ist sehr kompliziert aufgebaut. Kreuzbänder (in der Mitte des Gelenks) und Seitenbänder unterstützen die Stabilität. Die beiden Menisci (knorpelartige halbmondförmige Strukturen) vergrössern die Auflagefläche zwischen Oberschenkel und Schienbein und bewirken somit eine kleinere Belastung/cm2.

Der Unterschenkel hat zwei Knochen; Schienbein und Wadenbein (kein Gelenkspartner des Kniegelenks). Diese laufen parallel (Schienbein an Innen- und Wadenbein an Aussen-Seite) zwischen Knie und Fuss. Der Fuss beginnt beim oberen Spunggelenk, verläuft über die Fusswurzelknochen über 4 Strahlen in die Zehen.

Die wichtigste Funktion der Rückhand ist die Entwicklung der Schubkraft; Vorwärtsbewegung. Die Rückhand ist eigentlich der Motor der Vierbeiner.

Die wichtigsten Muskeln für den Antrieb sind die „Schinkenmuskeln“ (hinten am Oberschenkel) und Wadenmuskeln. Sie entwickeln durch ihre Lage im Körper die meiste Kraft, um das Bein nach hinten (Körper nach vorne) zu bewegen. Die Kraft für den Abstoss für einen Sprung (Hürde oder Schrägwand) wird zum Grossenteil von der Rückhand aus entwickelt.

Vorderhand
Die Vorderhand bildet sich von Schulterblatt über den Oberarm, Unterarm und Hand. Das Schulterblatt hat keine knöcherne, gelenkige Verbindung mit der Wirbelsäule oder dem Brustkorb. Die biomechanische Kraftübertragung findet hauptsächlich über Muskelverbindungen statt. Muskeln mit Ursprung an Rippen und Brustbein und Ansätzen am Schulterblatt und Oberarm haben die Funktion, den Körper (Brustkorb) zwischen den Vordergliedern aufzuhängen. Auf diese wichtige Aufgabe kommen wir später mehrmals zurück. Das Schulterblatt liegt auf den Rippen und hat einen individuel unterschiedlichen Winkel von ca 40° (von hinten oben nach vorne unten) mit der Vertikalen. Das Schultergelenk ist ein relativ instabiles Kugelgelenk mit 3-dimensionalen Bewegungsmöglichkeiten. Die Stabilität wird gewährleistet von Muskeln, die wie Seitenbänder (Zügel) das Schultergelenk stabilisieren.

Das Ellbogengelenk ist ein Gelenk das drei Gelenkspartner hat und eigentlich biomechanisch zwei funktionelle Gelenke. Der obere Gelenkspartner ist der Oberarm und der untere Partner sind die Elle und Speiche. Funktionel bilden der Oberarm und Elle/Speiche ein Art Scharniergelenk (Beugung/Streckung) und die Elle und Speiche ohne funktionelle Beteiligung des Oberarms ein Drehgelenk. Die Speiche dreht sich um die Elle und gibt somit eine kleine Drehmöglickeit des Vorder-Armes und Fusses (Hand). Ueber diese Funktion sprechen wir noch im Zusammenhang mit dem Slalom.

Das wichtigste funktionelle Element des Fusses (im vorderen Gliedmass) ist die Art wie die Muskeln des Fusses angelegt sind. Der Muskelbauch (aktive Struktur eines Muskels) befindet sich nahe am Ellbogen-Gelenk und die Sehne (passive Strukturen) läuft zum Teil in der Sehnenscheide (als Schutz) über viele Gelenke bis in die Zehen-Spitze. Diese passiven Strukturen haben neben der Uebertragung der Muskelkraft die wichtige Funktion, die kinetische Energie, die freikommt bei einer Landung (Sprung oder Galoppieren) auf die Vorderhand, in elastisch Energie umzuwandeln und somit die Energie zu absorbieren. Diese Funktion werden wir später besprechen im Zusammenhang mit der Landung und den Kontaktzonen.

Eine andere wichtige Struktur am Vorderfuss (Hand) ist das Fettkissen (Handballen). Dieses Kissen hat die Funktion, bei der Reibung (Kontakt bei der Landung), die tiefer gelegenen Strukturen (Sehne, Sehnescheide) zu schützen.

Rücken
Der Rücken ist in verschiedene Abschnitte aufgeteilt. Die Brustwirbelsäule (BWS) hat 13 Wirbel und bildet zusammen mit den Rippen und dem Brustbein den Brustkorb.

Die Halswirbelsäule (HWS), befindet sich zwischen BWS und Kopf, hat 7 Wirbel. Das Kreuzbein (3 zusammengewachsene Wirbel) formt zusammen mit beiden Darmbeinen (Beckenschaufeln), beiden Sitzbeinen und den beiden Schambeinen (knorpelige Verbindung) den Beckenring.

Zwischen dem Kreuzbein und BWS bilden 7 Wirbel die Lendenwirbelsäule (LWS). Ganz hinten hat der Schwanz, abhängig von Rasse und anderen Einwirkungen (kupieren!!)¸zwischen 6 (oder noch weniger!) und 20 Wirbel. Die HWS hat sehr grosse Bewegungsausmasse, v.a. Drehung und Seitneigung und gibt so die Möglichkeit, den Kopf in alle Richtungen zu bewegen. Der BWS hat wichtigen Funktionen: Atembewegung (zusammen mit den Rippen und Brustbein ), Schutz der wichtigen Organe, Lungen und Herz, und biomechanisch die muskuläre Uebertragung der Kräfte Körper<=> Vorderglieder (Aufhängung des Körpers zwischen beiden Vordergliedern). Somit sind die Bewegungsausmasse der BWS nicht sehr überwältigend.

Die LWS hat gute Bewegungsmöglichkeiten in Beuge/Streck-Richtung und Seitneigung. Die wichtigste Funktion ist die Uebertragung der Schubkraft der Rückhand in den Körper.

Die Biomechanik des Bewegungsapparates
Der Untersuch der Biomechanik ist vorallem gemacht worden mit Pferden und scheinbar kann man das Springen von Pferden und Hunden in gewissem Masse vergleichen. Die Frage am Anfang war, warum Verletzungen im Agility auftreten. Es wird interessanter sein, zu fragen, warum es eigentlich noch so oft ohne Probleme/Verletzungen geht, obwohl die Bewegungen (Abläufe) so widernatürlich sind.

Belastung und Überbelastung
Verletzungen entstehen aus Ueberbelastung. Ueberbelastung ist eine Belastung die die Belastbarkeit überschritten hat. Diese Überbelastung kann verursacht werden durch:

Eine zu hohe Kraft auf einen Teil der Struktur, wobei die maximale Belastbarkeit der Struktur überschritten wird.

Eine andere Möglichkeit einer Überbelastung kann auftreten, wenn eine funktionelle Belastung (innerhalb der Belastbarkeit) zu oft wiederholt wird und somit die Belastbarkeit überschritten wird.

Die belastenden Kräfte, die eine Überbelastung verursachen können sind:

Muskelkraft (nötig für die Bewegung)

Stossbelastung beim Landen

Unerwartete Bewegungen.

Zeitspanne einer Belastung
Der Belastung wird wie folgend zusammengestellt: Leistung(Belastung) = Kraft x Zeit. Die Kraft kann grösser sein wenn die Zeitdauer (wie lang die Strukturen der Kraft ausgesetzt sind) kürzer ist. Die Kraft muss niedriger sein, wenn eine Kraft lang auf die Strukturen einwirkt.

Schauen wir uns zum Beispiel einen Sprung über eine Hürde an. Abstoss und Landung verlangen eine gleiche Leistung (=Belastung). Der Abstoss, um die Bewegungsenergie zu erzeugen und die Landung, um diese Bewegungsenergie wieder zu absorbieren(bremsen). Der Abstoss geht über eine lange Zeitspanne, d.h. ergibt eine nicht so hohe Kraft auf die Abstossglieder(Rückhand). Die Landung verläuft viel schneller; d.h.die Kräfte auf die Vorderglieder sind entsprechend höher.

Bei einer Landung nach einem Galoppsprung entspricht die Kraft, der das Landungsbein ausgesetzt ist, ungefähr dem Doppelten-Körpergewicht, während gleichzeitig auf den Gelenken des Landungsbeines die Kraft ca. dem fünffachen des Körpergewicht entspricht. Die Geschwindigkeit und im kleineren Ausmass die Masse des Tieres spielen eine grosse Rolle. Die Bewegungsenergie (Formel aus der Physik: ½ mv2 / m=Masse,v=Geschwindigkeit)die das Landungsbein absorbieren muss, nimmt liniear zu, wenn die Masse zunimmt. Eine Zunahme der Geschwindigkeit hat eine quadratische Zunahme der Bewegungsenergie zur Folge.

Es ist nicht zu erruieren, ob eine bestimmte Bewegung oder ein bestimmtes Hindernis Überbelastung zur Folge hat. Meistens geht etwas kaput, weil die Belastung zu oft wiederholt wird, zu hoch ist oder die Zeit (wie lang die Struktur der Belastung ausgesetzt ist) zu lang ist.

Die Koordination der Bewegungen
Um die Belastungen einer Sportart (Agility) gut zu widerstehen, Überbelastung zu vermeiden, muss der Hund seine Bewegungen im richtigen Moment, in richtiger Reihenfolge und mit richtig dosierter Kraft ausführen (Bewegungsabläufe): Die Koordination der Bewegung muss richtig sein.

Eine gute Koordination der Bewegung verlangt die Fähigkeit, voraus zusehen, damit man die Bewegungsablaufplanung machen kann. Sehr viel Situationen im Agility sind im voraus zu erahnen; die Höhe der Hürde, die Steilheit der Schrägwand sind klar zu erahnen. Rutschiger Teppich; ein Hund ist nach 5 Schritten an diese rutschige Unterlage gewöhnt. Diese Unterlage ist für den Hund 100% vorstellbar, wenn er sich an diese gewöhnt hat. Dagegen kann Gras (z.B: nasses Gras am Morgen mit Sonneneinstrahlung) rutschige und weniger rutschige Teile haben, somit nimmt die Möglichkeit, um den richtigen Griff auf solchem Gras zu ahnen, ab. Das Risiko, den falschen Bewegungsablauf zu planen, nimmt zu.

Erfahrung
Ein wichtiger Faktor, um die Bewegungsbläufe richtig planen zu können, ist, die verschiedenen Situationen schon mindestens einmal miterlebt zu haben, somit kann die Situation richtig eingeschätzt werden. Nur so hat der Hund die Erfahrung, sich gut auf die Situation vorzubereiten. Distanz zwischen der Slalomstangen(50-65 cm), Rutschfestigkeit der Kontatkzonen kann ein Hund nicht von Distanz richtig einschätzen und erst im letzten Moment beurteilen und sein Bewegungsablauf anpassen. Durch die Erfahrung kann sich der Hund an den Spielraum (gegeben durchs Reglement und Umfeld) kurzfristig anpassen.
 
Jumping: Abstoss und Landung       
Das erste Hindernis, dass besprochen wird, ist die Hürde. Springen ist die Basis vom Agility. Die biomechanische Theorie, bei Hürde, ist unverändert anwendbar beim Reifen und Mauer/Viadukt und leicht abgeändert verwendbar beim Weitsprung und Tisch. Der Abstoss und die Landung sind die Momente eines Sprunges (Aktion einer Hürde zu bewältigen), wobei der Hund einer Überbelastung ausgesetzt sein kann. Nur in diese Momenten wirken Kräfte auf den Hund, die überbelastende Folgen haben können. Der Abstoss und die Landung rufen die gleiche Leistung beim Hund hervor, wenn man sie vergleicht. Die geleistete Energie für den Abstoss muss wieder absorbiert (aufgenommen) werden während der Landung.

Leistung Abstoss = Leistung Landung

Dies sagt nichts aus über die Belastung, der die verschiedenen Körperteile des Hundes ausgesetzt sind. Die Belastung ist nicht nur abhängig von der Leistung, sondern auch von der Dauer der Leistung. Je kürzer die Zeit, inwelcher die Leistung gebracht wird, umso grösser die Belastung.

Belastung = Leistung / Zeit

Wir werden jetzt erst die Technik des Abstosses und des Landens eines Hundes anschauen, bevor wir die Folgerungen dieser Formuln besprechen.

Technik des Abstossens

Abstoss bei Sprung des Hundes findet mehr oder weniger in folgender Reihenfolge statt:

Einsenken der Vorderhand, des Kopfes und des Nackes

Anheben des Kopfes

Abstossen der Vorderhand

Abstossen der Rückhand

Das Einsenken der Vorderhand, wobei Kopf und Nacken des Hundes hinunter transferiert werden, kann man vergleichen mit dem Vorbereitungen eines Pferdes vor eine Sprung; mit dem Ziel eines kräftigen Abstossens. Das Anheben des Kopfes ist die erste Bewegung, wodurch der Hund seinen Schwerpunkt hinauf transferiert. Diese Bewegung wird, obwohl diese noch nicht vollständig abgerundet ist, kurzfristig gefolgt durch den Abstoss der Vorderhand, wobei die Schulter und Ellbogengelenk gestreckt wird.

Der Abstoss der Rückhand beginnt, wenn die Vorderhand gerade den Boden nicht mehr berührt. Die Rückhand landet dazu in einer Stellung mit maximalen Winkeln in allen Gelenken am Boden, wonach durch Streckung des Hüft-, Knie- und Sprung-Gelenkes die Aufwärtsbewegung der Vorderhand unterstützt wird mit einer aufwärts- vorwärts- Schubbewegung der Rückhand.

Das wichtigste Ziel der Bewegungen der Vorderhand liegt hauptsächlich im „den Körper in richtige Position bringen“, um die Hürde zu bewältigen. Der Beitrag der Körper aufwärts (in die Vertikale) zu transferieren ist minim. Für die vertikale Komponente ist die Kraftanwendung der Rückhand zuständig.Das ganze Muster der Bewegungen beim Abstossen ist relativ lang; sicher im Vergleich mit dem Bewegungsmuster der Landung.

Technik der Landung
Die Landung kann man in zwei Phasen unterteilen, die direkt aufeinander folgen. Die Phase bevor der Hund Kontakt mit dem Boden hat und die Phase ab dem Moment, wo der Kontakt mit den Boden hergestellt ist.

Phase bevor der Hund Boden-Kontakt hat:

Strecken von Schulter und Ellbogen

Kopf anheben

Bevor der Hund Boden-Kontakt hat, versucht er sich, so gut wie möglich, auf die Landung vorzubereiten. Das Ziel dieser Aktion ist, die Landung so effizient (Belastung schön verteilt) wie möglich ablaufen zu lassen und die Zeitspanne der Landung, so lang wie möglich auszudehnen. Zum erreichen dieses Zieles, streckt der Hund seine Vorderhand, damit der Kontakt mit dem Boden so schnell wie möglich hergestellt ist. Weiter wird der Kopf so hoch wie möglich getragen, damit der Hund eine möglichst grosse Abwärts-bewegung mit den Kopf machen kann, sobald Kontakt mit der Boden hergestellt ist.

Phase ab wo der Hund Kontakt mit den Boden hat.

Beugen Schulter und Ellbogen

Überstrecken Handgelenk

Kopf hinunter bewegen

Sobald der Hund Kontakt mit den Boden hat, werden die oberen Gelenke (Schulter- und Ellbogengelenk) gebogen und der Brustkorb wird zwischen beiden Schulterblätter-Oberarmen aufgefangen (Brustkorb transferiert hinunter im Verhältnis mit den Schulterblätter-Oberarmen). Gleichzeitig werden die Handgelenke überstreckt. Diese Bewegungsmuster dienen dazu, eine möglichst gute Absorbierung des Schlag zu erreichen, damit die Energie, die bei einer Landung freikommt, soviel wie möglich in die Muskeln und Sehnen/Bänder aufgenommmen wird. Diese Absorbierung der kinetischen Energie wird über eine möglichst lange Zeitspanne verteilt. Darum wird der Kopf-Nacken auch hinunterbewogen. Die Zeitspanne der Bewegungen der Landung wird so lang wie möglich hinausgezögert, um die Belastung zu verringern (Belastung = Leistung : Zeit).

Die Koordination diese Bewegungsmuster muss stimmen. Nur wenn die Bewegungen im richtigen Moment und in der richtigen Reihenfolge stattfindet, kann der Körper die Energieaufnahme auf eine Zeitspanne verteilen und somit die Belastung verringern. Sobald die Koordination igendwo gestört ist, die Bewegungen nicht mehr optimal ablaufen, wird die Belastung stark zunehmen. Die Landung braucht nicht so lange, im Verhältnis mit dem Abstoss, und belastet nur die Vorderhand, im Gegensatz zum Abstoss.

Die Belastung des/der Vorderarme-Hand während der Landung
Die Überstreckung des Handgelenkes während der Landung ist eine Bewegung, bekannt aus Untersuchungen mit Pferde/Pferdesport, die die Absorbierung der kinetischen Energie stark unterstützt. Während der Überstreckung wird ein grosser Teil der Energie in die passiven Strukturen (Sehnen/Bänder) aufgenommen. Diese Energie kommt in grösseren Mengen wieder frei während des Abstosses. Vor der Zusammenarbeit mir Dr. Schamhardt war nicht bekannt, in welchem Ausmass diese Überstreckung bei einer Landung eines Hundes stattfindet.

Die Bilder, gemacht auf Grass (ca. 3 cm lang), ergaben den Eindruck, dass das Handgelenk im Grass verschwindet. Dies führte zur Vermutung das die ganze Hand (Fettkissen) einen kurzen Moment vollständig mit dem Boden Kontakt hat. Nach Beratung von Dr. Schamhardt hat man die Aufnahme wiederholt: auf einer Gummimatte (ca. 1 cm hoch) ist der Hund wieder gesprungen, wobei die Aufnahme von einem professionellen Photografen mit spezieller Apparatur gemacht worden sind. Anhand dieser Aufnahme sieht man deutlich, dass die ganze Hand einen kurzen Moment Kontakt hat mit dem Boden.

Diese Bewegung sieht ziemlich unnatürlich aus (als ob der Pfote gebrochen ist). Doch bei jedem Hund gibt es ein kurzen Moment in der Landung, wo dies passiert. Es ist ein ganz normaler Bewegungsablauf, der die Absorbierung der kinetischen Energie deutlich unterstützt.

Vergleich der Belastung des Abstosses mit der Landung
Der Belastung während der Abstoss für einen Hund ist im Vergleich mit der Belastung während der Landung deutlich weniger obwohl die Leistung gleich ist (Leistung Abstoss = Leistung Landung). Der Abstoss wird von Vorderhand und Rückhand ausgeführt, aber die Zeitspanne wielange die beide Bewegungen ausgeführt werden ist ein viel wichtigere Faktor die die Höhe der Belastung bestimmt. Der Abstoss braucht ein viel längere Zeitspanne und ist somit eine geringere Belastung (Belastung = Leistung : Zeit).

Die Landung ist somit die Bewegung, wo der Hund die grösste Möglichkeit hat, eine Verletzung zu bekommen. Wir werden uns jetzt hauptsächlich auf die Landung richten.

Die Verlagerung des Schwerpunktes während eines Sprunges
Der Schwerpunkt des Hundes liegt ca. beim Herz, ungefähr 3 cm oberhalb und hinter dem Ellbogengelenk. Für das Ausmass der Belastung ist es Interessant zu wissen, wie der Schwerpunkt sich verlagert während des Abstosses; im vertikaler und horizontaler Richtung.

Bei der vertikalen Verlagerung ist folgendes auffallend:

Abstoss; die vertikale Verlagerung findet vorallem während der Abstossbewegung der Vorderhand statt.

Landung, grösste Verlagerung bei Bodenkontakt.

Die vertikale Verlagerung des Schwerpunktes während der Flugphase ist sehr gering (z. B.: Hürdenhöhe 65 cm, ein Hund, Widerristhöhe 55 cm.; ca. 5 cm. Verlagerung / Widerristhöhe 45 cm. ca 10-15 cm.) Der Anteil der vertikale Verlagerung an der Menge kinetische Energie ist sehr klein.

Die horizontale Verlagerung des Schwerpunktes ist viel grösser. Der Hund stosst bei einer Hürdenhöhe von 65 cm. schon 1 bis 2 m. ( u. a. abhängig von der Geschwindigkeit des Hundes) vor der Hürde ab und landet oft mit der gleiche Distanz hinter der Hürde. Die Geschwindigkeit, die notwendig ist, um diese zwei bis vier meter zu überwinden, verlangt ein viel grössere kinetische Energie die im Abstoss hineingebracht und in der Landung absorbiert werden muss.

Aus diesem Vergleich sieht man, dass die Belastung im Folge der Höhe geringer ist, als im Folge der Geschwindigkeit. Die Höhe hat ein geringeres Überbelastungs-Risiko im Vergleich zur Geschwindigkeit.

Schwierige Landungen       
Sprung Technik, Belastung während springen.
Die wichtigsten biomechanischen Phänomene:
Leistung Abstoss = Leistung Landung

Die Energie, freigemacht während des Abstosses, muss vom Körper wieder absorbiert werden bei der Landung.

Belastung = Leistung : Zeit

Die Belastung, der ein Körper ausgesetzt ist, ist abhängig von der Leistung und der Zeit wie lang der Körper der Leistung ausgesetzt ist. Je kürzer die Zeit, desto grösser die Belastung.

Vergleich Abstoss mit Landung

Die Technik des Abstossens (Kopf Hoch, Abstoss Vorderhand und Abstoss Rückhand) ist über mehrere Strukturen verteilt (Vorderhand und Rückhand)

Die Zeitdauer woüber der Abstoss stattfindet dauert deutlich länger.Landung spielt sich über eine kleinere Zeitspanne ab, somit ist die Belastung grösser .

Daraus kann man Ersehen, dass die Landung die Belastung der Sprungtechnik ist, wo eher Überbelastung auftreten kann.

Schaut man die Technik der Landung an, sieht man klar, welche Strukturen am Meisten belastet werden: Schultergürtel, Schulter- und Ellbogengelenke, und die Hände (Vorderpfote). Die Schlinge, in der der Brustkorb hangt (zwischen den beiden Vordergliedmassen / Belastung im Agility Teil 1 und 2) und die Schulter- und Ellbogen-Gelenke funktionieren so, dass die Zeitspanne, in der die Landung stattfindet, so lang wie möglich gemacht wird. (längere Zeit = geringere Belastung)

Das Handgelenk wird überstreckt um:

Die Zeitspanne der Landung zu verlängern.

Die Energie der Landung zu absorbieren und somit wieder verwenden zu können.

Die Verlagerung des Schwerpunktes während eines Sprunges kann man in zwei Komponente teilen.

Vertikale Komponente: Diese findet hauptsächlich während die Abstossbewegung der Vorderhand statt (Hund hat immer noch Bodenkontakt), somit ist der Anteil an der kinetischen Energie der vertikalen Komponente sehr klein.

Horizontale Komponente: Diese ist abhängig von der Geschwindigkeit des Hundes und ist der grösste Anteil an kinetischer Energie, die ein Hund während einer Landung absorbieren muss.

Mit dieser kurzen Zusammenfassung des letzten Beitrages, möchte ich jetzt zu den schwereren Landungen übergehen.

Eine Landung in Kombination mit einer Drehung
Bei einer Landung in einer geraden Linie wird ein Teil der absorbierten Energie gerade wieder verwendet. Die Energie, die nicht mehr verwendet werden kann, besteht eigentlich nur aus kinetischer Energie der vertikalen Komponente.

Bei einer Landung in einer Drehung, muss neben der Energie der vertikalen Komponente auch noch Energie der horizontalen Komponente absorbiert werden. Neben der kinetischen Energie der vertikalen Komponente muss der Hund gleichzeitig auch noch bremsen (absorbieren der kinetischen Energie der horizontalen Komponente). Dies hat eine viel grössere Belastung der Vorderhand zur Folge.

Eine Landung eines Sprunges in einer geraden Linie kann nur ohne Überbelastung stattfinden, wenn die Koordination des Bewegungsablaufes der Landung so gut wie möglich ist. Wenn ein Hund sowohl eine Landung wie eine Drehung machen muss, ist die Chance gross, dass der Hund den komplizierten Bewegungsablauf dieser kombinierten Bewegungen nicht sauber ausführen kann und somit die Belastung zur Überbelastung führen kann. Ein Teil des Bewegungsablaufes (z. B. beugen des Ellbogens) kann im falschen Moment stattfinden und somit in der ganzen Bewegungskette zur grösseren Belastung führen.

Mögliche Folgerung dieser Tatsache:

Im Training soll man die Drehungen der Anfängerhunde weniger schwierig gestalten und somit die Koordinationsansprüche an die Hunde den Fähigkeiten anpassen. Die grösste Schwierigkeit einer Drehung ist natürlich abhängig vom Winkel, aber viel wichtiger ist die Distanz von Landepunkt bis zum nächstem Hindernis. Ist diese Distanz länger hat der Hund mehr Zeit sich auf das nächste Hindernis einzustellen und somit ist der Anspruch an die Koordination des Bewegungsablaufes der Landung viel geringer.

Flächer springen
Eine flächere Sprungtechnik beeinhaltet eine noch grössere horizontale Verlagerung des Schwerpunktes während eines Sprunges im Vergleich mit der vertikalen Verlagerung des Schwerpunktes. Einerseits ist diese Sprungtechnik angeboren (meistens springen Belgische Schäfer und Shelties weniger flach wie Border Collies), aber kann auch gefördert werden durch das Verhältnis der Höhe der Hürde zu der Distanz zwischen der Hindernissen. Eine grössere Distanz (höhere Geschwindigkeit) in Kombination mit niedrigeren Hürden fordert flächeres Springen.

Bei einer flächeren Sprungtechnik sieht man kurz vor dem Bodenkontakt (Technik der Landung / Belastung im Agility Teil 2) einen Körper der relativ horizontal liegt. Der Winkel des Rumpfes mit dem Boden wird kleiner, wenn eine Hund flach springt (im Moment des Bodenkontaktes) im Vergleich mit einer steilen Sprungtechnik. Das Schulterblatt ist weiter nach vorne gerichtet, ebenso der Oberarm. Somit ist es für den Hund möglich, durch maximale Streckung des Schulter- und Ellbogen-Gelenkes, eine vollkommen gestreckte Vorderhand zu erreichen. Dieser Bewegungsablauf dient dazu, so schnell wie möglich Kontakt mit dem Boden zu bewirken. Gleichzeitig liegt der Schwerpunkt des Hundes weiter hinter der Vorderhandes im Vergleich mit einer steilen Sprungtechnik.

Diese zwei Faktoren haben zur Folge, dass es schwieriger ist, im richtigen Zeitpunkt die Beugung der Schulter- und Ellbogen-Gelenken stattfinden zu lassen. Damit ist die Möglichkeit, die Energie zu absorbieren durch die Muskeln im Schultergürtel- Ellbogen-Bereich viel kleiner. Die Gelenke (Schulter-Ellbogen-Gelenke und Handgelenke=>Ueberstreckung) werden zusätzlich belastet (Überbelastet?). Wegen der grösseren Geschwindigkeit muss der Hund auch noch mehr kinetische Energie absorbieren (1/2 mv2 / Belastung im Agility: Anatomie & Biomechanic).

Bei einer steilen Sprungtechnik sieht man kurz vor der Kontaktaufnahme mit dem Boden eine grössere Winkel des Rumpfes mit dem Boden. Das Schulterblatt und der Oberarm sind mehr nach unten gerichtet(Oberarm sehr oft fast senkrecht zum Boden). Wegen diese Konstellation sind Schultergelenk und vorallem Ellbogengelenk nicht ganz gestreckt (der kürzeste Weg zum Boden verlangt einen leicht gebogenen Ellbogen). Weiter liegt der Schwerpunkt im Vergleich mit einer flächeren Sprungtechnik weiter vorne, manchmal sogar vor dem Ellbogengelenk

Diese zwei Faktoren begünstigen die Beugung der Schulter- und Ellbogen- Gelenke. Somit kann ein grosser Teil der kinetischen Energie in den Muskeln des Schultergürtel- und Ellbogen- Bereiches absorbiert werden und somit sind die Gelenke (Schulter-Ellbogen-Gelenke und Handgelenke=>Überstreckung) eher weniger Belastung ausgesetzt.

Mögliche Folgerung für das Training
Um die Belastung zu veringeren soll man:

1.Die Distanz zwischen den Hürden kleiner machen, somit wird die Geschwindigkeit weniger gross.

2.Die Höhe der Hürde der Distanz zwischen den Sprüngen anpassen. Die Sprunghöhe nicht zu niedrig. Eine niedrigere Sprunghöhe hat eine flache Sprungtechnik und eine höhere Geschwindigkeit zur Folge.

Eine kleinere Geschwindigkeit hat eine verringerte kinetische Energie (die der Hund bei jeder Landung absorbieren muss) und eine steilere Sprungtechnik zur Folge, womit der Hund die Belastung der Landung über mehrere Strukturen verteilen kann.

Mögliche Folgerungen für den Parcoursbau
Unsere RichterInnen können diese Kenntnisse selbstverständlich in ihrem Parcoursbau berücksichtigen. Die RichterInnen sollen die Distanzen zwischen den Hindernissen nicht zu gross machen. Für uns ist die minimale Distanz des F.C.I.-Reglements (5 Meter) die Distanz die man brauchen soll. Somit wird die Geschwindigkeit des Hundes nicht zu gross. In England ist die Distanz zwischen den Hindernissen noch weniger(4 Yards / 3.6 Meter). Somit bleibt die Geschwindigkeit und die Belastung noch kleiner. Hoffentlich werden die RichterInnen in der Schweiz, Deutschland und Österreich in der Zukunft nicht mehr über die max. Distanz (7 Meter, eigentlich regelwidrig??!) hinaus gehen, damit die Geschwindigkeit (Belastung) nicht sehr gross wird.

Auch die Drehungen können die RichterInnen anpassen an das Niveau der TeilnehmerInnen. In den unteren Leistungsklassen keine starken Drehungen in Kombination mit einer Landung. Mit der Steigung der Leistungsklasse kann man die Drehungen in Kombination mit der Landung schwieriger machen da der Hund mit seiner Erfahrung die schwierige Koordination des Bewegungsablaufes einer Landung in Kombnation mit einer Drehung bewältigen kann, und die Belastung nicht zur Überbelastung führt.

Training ist grössere Belastung im Vergleich zum Wettkampf
Natürlich findet während der Wettkämpfe diese Belastung auch statt. aber wir möchten vorallem das Gewissen der TeilnehmerInnen ansprechen. Ein Wettkampf beinhaltet 3 bis 5 mal an einem Tag während höchstens 1 Minute zwischen 10 und 25 Hindernisse (abhängig von Spiel / Klasse). Im Training dagegen trainiert man während einer Stunde (meistens) und macht das Mehrfache von dem, was in einem Wettkampf gemacht wird. Die Belastung und sowieso die Überbelastung findet nicht in einem Wettkampf, sondern im Training statt.

Kontaktzonen-Hindernissen        

 Der Hund läuft (Trab oder Schritt) meistens auf den Kontaktzonen-Hindernissen im Gegensatz zu den Hürden(Galopp). Dies könnte die Folgerung haben, das die Belastung auf den Kontaktzonen-Hindernissen viel weniger sein würde. Doch scheint die heutige Form der Kontaktzonen-Hindernisse ein schwere Belastung (vorallem der Handgelenke/Vorderfüsse) zu sein.

Aufgang

Wir schauen erst den Aufgang an. Der Aufgang wird meistens mit voller Geschwindigkeit (bei einen geraden Winkel) im Galopp angegangen. Der Hund macht normale Galoppsprünge, bis das Kontaktzonen-Hindernis betreten wird. Diese Berührung entspricht in sofern einer normalen Landung, dass die Energie der Landung soweit wie möglich wieder als Energie für den Abstoss gebraucht wird. Der grosse Unterschied zu einer normalen Landung liegt in der Richtungsänderung. Ein Teil der Energie (horizontale Komponente) wird umgelenkt ( Horizontal => Vertikal ). Diese Umlenkung ist selbstverständlich abhängig von der Steilheit des Aufgangteiles der Kontaktzonen-Hindernisse (Schrägwand wird mehr Energie umgelenkt als Laufsteg oder Wippe). Diese Umlenkung der Energie führt zu einer grösseren Belastung. Wie vorher schon gesagt wurde ist, ist die Umlenkung der Komponente der Energie bei der Schrägwand am Grössten, somit ist die Belastung auch am Grössten. Wie schon vorher beschrieben, wird die Landung nur von der Vorderhand erledigt. Der Schultergürtel (Brustkorb zwischen den Schülterblätter/Oberarm-Knochen), Schulter- und Ellbogen-gelenke und die Überstreckung des Handgelenkes bewegen so, damit die Aufnahme des Energies über eine so lang wie mögliche Zeitspanne hinausverteilt wird. (Belastung = Leistung/Zeit). Der Vorderfuss überstreckt sich im Handgelenk soweit, dass das Fettkissen beim Handgelenk den Boden (oder das Kontaktzonen-Hindernis) berührt.

Querlatten
Auf der Schrägwand und dem Laufsteg gibt es die Querlatten. Solange der Hund genau zwischen den Leisten auf die Hindernisse kommt, kann man die Landung mit einer Landung nach einer Hürde vergleichen. Sobald der Hund aber mit dem Fuss auf der Leiste landet, werden die Zehen in eine bestimmte Form gepresst und können die Belastung nicht mehr normal abfangen, die Zehen können gequetscht werden etc.

Landet der Hund mit dem Fussballen gerade oberhalb einer Leiste, wird das Fettkissen gerade unterhalb diese Leiste Kontakt mit dem Hindernis bekommen. Die Leiste wird dann voll zwischen dem Fettkissen und Fussballen in die Weichteile gedruckt. Diese Weichteile (Sehnen, Sehne-scheiden, Bänder und andere empfindliche Strukturen/Belastung im Agility Teil 1) liegen vollkommen ungeschützt da. Selbstverständlich wird der Druck (Belastung) auf diese Weichteilen grösser, wie höher die Querlatten sind. Die Klimlatten werden für den Aufgang nur gebraucht, wenn der Hund zuwenig Geschwindigkeit hat, um den höchsten Punkt (bei der Schrägwand) zu erreichen. Dies sieht man eher bei Minis als bei den Standards. Im heutigen Reglement hat der/die RichterIn natürlich die Möglichkeit, die Wand auf 170 cm (Minis) hinunter zustellen. Für eine seitliche Rutschsicherung sind die Leisten nützlos. Der Belag sollte für die seitliche Rutschsicherung Abhilfe bringen.

Abgang
Der Abgang auf dem Laufsteg und der Schrägwand hat ein ganz andere Auswirkungen für den Hund. Auf dem Abgang findet, wie bei dem Aufgang, in dem Sinn keine Landung statt, dafür bremst der Hund seine Geschwindigkeit während des ganzen Abganges. Das Berühren der Kontaktzonen hat zur Folge, dass der Hund seine Geschwindigkeit kontrollieren muss. Die grösste Bremstätigkeit führt der Hund mit der Vorderhand aus. Die Rückhand hat nur eine Funktion für das Gleichgewicht. Während der Bremstätigkeit berührt der Hund die Qeurlatten mehrmals. Diese Leisten braucht der Hund um die Geschwindigkeit kontrollieren zu können. Jedes Mal werden die Zehen des Vorderhandes in ein bestimmten Form gedrückt. Je Rutschsicherer der Belag ist, umso weniger braucht der Hund die Leiste, um die Geschwindigkeit zu kontrollieren, und umso weniger werden die Zehen gequetscht. Am Schlimmsten sind natürlich die Schrägwände, wo der Hund von Leiste nach Leiste hinunterrutschen muss, um überhaupt die Geschwindigkeit kontrollieren zu können.

Folgerungen
Sehr viele der häufig vorkommenden Verletzungen bei Agility-Hunde kann man auf die Belastungen auf den Kontaktzonen-Hindernissen zurückführen. Kapute Sesamknochen, Arthrose in den Handgelenken, Sehnenverletzungen und Sehnenscheideentzundungen kann man erklären, als Folge der Belastung auf den Kontaktzonen-Hindernissen. Die grösste Belastung auf den Kontaktzonen-Hindernissen findet in zwei Bereichen statt:

Der Aufgang wegen der Landung mit gleichzeitiger Richtungsänderung.

Die Klimmlatten wegen der grossen Belastung auf die Zehen beim Abgang und zusätzlich der Druck auf die Weichteile/Zehen in der Landung bei der Aufgang.

Die Belastung könnte man verringern, wenn man folgende Sachen anpassen würde:

Den höchsten Punkt der Schrägwand hinunter verlagern. Dies hat zur Folge, dass die Richtungsänderung während der Landung auf den Aufgang nicht mehr so gross ist (Belastung während der Landung auf den Aufgang nimmt ab) und die Belastung auf den Zehen während des Abganges nimmt ab, weil der Hund nicht mehr so fest bremsen muss.

Ein Aufgang, der während der Landung ein wenig mit der Bewegung des Hundes mitgehen würde; ein federnde Aufgang. Diese Einfederung würde die Zeitspanne der Landung verlängern und somit die Belastung verringern.

Die Rutschsicherheit der Kontaktzonen verbessern. Diese Verbesserung würde die Belastung während des Abganges auf die Zehen verringern. Man könnte ein so gute Rutschsicherung verlangen, dass die Klimmlatten überhaupt nicht mehr notwendig wären. Selbstverständlich muss man ein an den Unterschied zwischen Wippe und Laufsteg für den Hund denken (z.B. gemalte Qeurstreifen). Im Reglement hat es diesen Unterschied gegeben (Laufsteg mit und Wippe ohne Klimmlatten). Die EM in Linz in 1993 hat gezeigt, dass den Hund die Unterschied zwischen dem Laufsteg und der Wippe auf Grund der Klimmlatten erkennt. In Linz hat es sehr viel „Flieger“-Fehler auf der Wippe gegeben, weil die Wippe, wie der Laufsteg, auch Klimmlatten gehabt hat, und die Hunde der Wippe als Laufsteg angeschaut haben. Das FCI-Reglement hat, seit 1996, auf dieses Problem reagiert und auf der Wippe sind keine Klimmlatten mehr erlaubt.

Wenn es überhaupt weiterhin noch Klimmlatten braucht, soll man diese so flach wie möglich halten. Dies würde die Weichteile beim Handgelenkes des Vorderhandes weniger zusammenstauchen. Eine andere Möglichkeit wäre, die Klimmlatten beim Aufgang bis z.B. ein Meter unterhalb des höchsten Punktes ganz weg zu lassen, somit das Zusammenstauchen der Weichteile komplet vermeiden. Natürlich ist die Wand dann nur noch von einer Seite zu begehen. 

Slalom       
 
Der Slalom ist ein Hindernis, das auf Spitzenniveau, sehr spektakulär aussieht: Ein schwieriger Slalom-eingang, richtig ausgeführt, nachher gefolgt von einem schnellen, spektakulären Durchgang, ist ein Akt, der nicht nur von Insider des Agilitysportes bewundert wird. Doch ist der Slalom ein Hindernis, vorallem bei einer hohen Geschwindigkeit, das eine grosse Belastung für den Hund hervorruft. Nicht nur die Gelenke, Bänder und Knochen werden belastet, auch die Muskeln müssen eine grosse Leistung bringen. Jeder Agilityaner weiss, wenn sein Hund mehrere Male in kurzer Zeit den Slalom macht, dieser sehr ins Schnaufen (Sauerstoff-Aufnahme) kommt. Wahrscheinlich ist der Slalom, vom physischen Blickwinkel her, das schwerste Hindernis im Agility.

Die Bewegungsabläufe, die beim Slalom wichtig sind, können am Besten in drei Abläufe unterteilt werden; der Bewegungsablauf vor dem Eingang in den Slalom, Der Bewegungsablauf während des Einganges und während des weiteren Verlaufes des Slaloms.

Eingang
Bei der Besprechung der Bewegungsablauf der Eingang wird ausgegangen von einem geraden Eingang (die Längsrichtung des Slaloms und die Laufrichtung des Hundes vor dem Slalom befinden sich auf einer Linie) und einem schnellen Hund.

Der Hund bremst kurz vor dem Slalom, weil die Geschwindigkeit im Slalom (eine Zeit von ca. 2’’ bei einem 12-er Slalom von ca. 5.5 m Länge <Zwischenraum zwischen den einzelnen Stange ca 50 cm> gibt eine Geschwindigkeit von ca. 2.25 m/s) viel geringer ist wie zwischen den Sprüngen und Tunnels (bis 7 m/s). Während der Bremstätigkeit beginnt der Hund, seinen Schwerpunkt schon nach unten zu verlagern. Dies braucht der Hund, um so effizient wie möglich, die Slalom-Bewegung zu machen; der Hund kann seine Beine somit weiter nach Aussen bewegen. Beim Eingang macht der Hund im richtigen Moment eine abrupte Bewegung nach links, obwohl seine Brems-manöver immer noch im Gang ist. Diese seitliche Bewegung zeigt oft den gleichen motorischen Bewegungsablauf wie der Bewegungsablauf im weiteren Verlauf des Slaloms. Aus dieser seitlichen Bewegung wird die Bewegung für den weiteren Verlauf des Slaloms eingesetzt.

Für den andere Arten der Slalomeingangs (von links oder rechts) gelten im Prinzip die gleichen Bewegungen (bei einem selbständigen Eingang), wird die seitliche Bewegung mehr (Eingang von links) oder weniger bis gar nicht (Eingang von rechts) gemacht.

Verlauf
Für die Bewegung im weiteren Verlauf eignet sich der Hund eine Bewegung an, die in einem Rhytmus ausgeführt wird. Der Hund entwickelt ein Bewegungsmuster, das für den Hund am effektivsten ist; so schnell wie möglich durch den Slalom mit so wenig wie mögliche körperlicher Anstrengung.

Die geringste körperliche Anstrengung wird erreicht, wenn der Hund sein Körper so wenig wie möglich seitwärts bewegen muss und so wenig wie möglich in Bögen. Der Hund bewegt seine Beine (relativ wenig Masse) so weit wie möglich nach Aussen um den Rumpf (hat ein viel grösseren Anteil an Masse) so nahe wie möglich an den Slalomstangen zu halten. Mit dieser Aktivität bleibt die seitliche Bewegung des Rumpfes so klein wie möglich.

Die Möglichkeit die Bögen des Körpers zu verringern sind beschränkt durch den Körper-Länge des Hundes im Zusammenhang mit der Distanz zwischen den einzelnen Slalomstangen. Ein Hund mit einer relativ kurzen Körperlänge soll seinen Rumpf nur in einem Bogen gleichzeitig bewegen, um den Slalom zu bewältigen. Ist der Rumpf relativ lang, gibt es Momente innerhalb des Slaloms, wo der Hund sich um drei Stangen gleichzeitig befindet, und somit sich mit zwei gegengestellten Bögen im Rumpf bewegen muss.

Dieser Unterschied in der Bewegung hat zur Folge, dass es zwei Arten gibt, wie den Hund den Slalom bewältigen kann: die Einseitige und Zweiseitige Slalomtechnik. Diese Benennung basiert auf die Technik der Vorderhandes. Der Hund braucht ein oder zwei Vorderbeine an jeden Seite des Slaloms.

Einseitige Bewegung
Bei der einseitigen Technik bremst der Hund mit einem Vorderbein und gleichzeitig stösst er wieder ab, um den Rumpf so nahe wie möglich an der Slalom-Stange zu halten. Diese Technik wird am meisten gebraucht von Hunde mit einer relativ langen Körperlänge im Verhältniss zu der Distanz zwischen den einzelnen Slalom-Stangen. Weil die Rückhand des Hundes den letzten Bogen noch nicht fertig erledigt hat, während die Vorderhand schon den nächste gegenseitigen Bogen eingesetzt hat, kann der Rücken des Hundes nicht genügend um den Körper-Längs-Achse drehen, um beide Vorderbeine nach Aussen bewegen zu können und muss mit einem Vorderbein die ganze Brems- und Abstoss-Bewegung für den nächsten Bogen machen.

Die Rückhand wird bei der einseitigen Technik fast nicht gebraucht. Der hintere Teil des Rückens befindet sich noch in der anderen Bogenrichtung und somit kann die Rückhand nur die Funktion des Gewichtstragen übernehmen.

Zweiseitige Bewegung
Bei der zweiseitige Bewegungstechnik wird die Brems- und Abstossbewegung mit beiden Vorderbeinen gleichzeitig an einer Seite der Slalomstangen-Reihe gemacht. Diese Technik hat genau gleich zum Ziel, den Körper so nahe wie möglich an der Slalomstange zu halten und wird am Meisten gebraucht von Hunde, die ein relativ kurze Körperlänge haben. Der Rumpf bewegt sich nur in einem Bogen, somit kann der Hund sich genügend um die (Körper-Längs-Achse) drehen um beide Vorderbeine für den seitliche Abstoss und das Bremsmanöver einsetzen. Sobald die Vorderhand den Abstoss erledigt hat, folgt der Abstoss der Rückhand

Belastungen bei zweiseitiger Bewegung
Bei der zweiseitigen Technik verlagert der Hund den Körper zwischen den Stangen, wo bei jede Stange der Körper in eine andere Richtung biegt. Eigentlich muss der Hund während des Slaloms (zwischen 7 und 11 mal) bremsen, sein Körper in die andere Richtung biegen und wieder abstossen. Die Vorderhand wird belastet während das Bremsen, Rücken ist der grössten Belastung während des Bogenmachens ausgesetzt und das Abstossen ergibt am meisten Belastung für die Vorder- und Rückhand. Die Belastung des Abstossens ist im Vergleich mit Bremsen und das Biegen des Körpers zu verharmlosen, somit ist die Vorderhand und Rücken der grössten Belastung ausgesetzt.

Belastung bei einseitiger Bewegung
Die Leistung bei der einseitige Bewegung ist genau gleich. Doch die Belastung ist viel grösser. Vorallem der Rücke und Vorderhand sind viel grössere Belastungen ausgesetzt. Die verlangte Leistung der Vorderhand wir nur von einem Vorderbein ausgeführt und der Rücken wird auf zwei Arten zusätzlich belastet.

Im Rücken sieht man S-Kurven enstehen, weil der Rücken zwei gegengleiche Bögen verarbeiten muss. Neben den zwei gegengleichen Bögen im Horizontalen, macht der Hund bei jedem Bogen eine Drehung um die Körper-Längs-Achse, um die Beine nach Aussen bewegen zu können. Weil die Rückhand noch mit ei-nem gegengleichen Bogen beschäftigt ist, ist der Rücken (insofern möglich) auch mit einer gegengleichen Drehung um die Körper-Längs-Achse gedreht. Dieser gegengleiche Bogen und diese gegengleiche Drehung um die Körper-Längs-Achse ergibt eine viel grössere Belastung auf die Muskeln, Bändern, Sehnen und Wirbeln-Gelenke und -Bandscheiben im Vergleich zu der zweiseitigen Bewegung.

Das Bremsen und Abstossen wird nur von einem Vorderbein erledigt. Dies ergibt selbstverständlich die doppelte Belastung im Vergleich zu der zweiseitigen Technik. Weil der Rücken zwei gegengleiche Drehungen um die Körper-Längs-Achse macht, reicht es für die Drehung um die Körper-Längs-Achse im Vorderhand-Bereich und Rückhand-Bereich nicht ganz. Um dies Defizit für die Vorderhand zu kompensieren, dreht das eine Vorderbein noch weiter nach Aussen und während der Abstoss weiter nach Innen.

Durch diese zusätzlich Rotation im Vorderbein gibt es ein grössere Belastung für das Ellbogen- und Schultergelenk. Weil die Rückhand wegen das Rotations-Defizites um die Körper-Längs-Achse zuwenig nach Aussen gebracht werden kann für den Abstoss, wird die verlangte Leistung für den Abstoss auch noch von den Vorderhand gemacht. Die Rückhand kann nur das Gewicht der Rückhand tragen. Dies alles zusammen führt zu einere viel grösseren Belastung für die Vorderhand im Vergleich zu den zweiseitigen Technik.

Folgerungen
Aus diesen Artikel entnimmt man, dass die Belastung bei der einseitigen Technik viele Male grösser ist als bei der zweiseitigen Technik. Wir sollten probieren, dass alle Hunde die zweiseitige Technik machen könnten. Es gibt deutliche Anzeichen, dass wenn eine Hund die Möglichkeit (ein optimales Verhätltniss <Körperlänge : Distanz zwischen einzelnen Slalomstangen>) hat, zu wählen zwischen beiden Techniken, er die zweiseitige Technik auswählt. Mehrere Hunde zeigen eine zweiseitige Technik wenn die Distanz grösser ist (50cm im Vergleich mit 60-65 cm). Ein Hund versucht mit ein Minimum an Energieaufwand die maximale Geschwindigkeit zu entwickeln. Die zweiseitige Technik braucht weniger Energie. Eine grössere Distanz zwischen den einzelnen Stangen könnte eine Lösung sein, um die Belastung im Slalom für den Hunde mit einer längeren Körperlänge (sprich Mehrheit der Standard-Kategorie) zu senken.

Die Hunde mit ein relative kurzen Körperlänge können bei einer zu langen Distanz zwischen den einzelnen Slalomstangen nicht mehr den Rythmus finden; die Slalom wird dann zu 12 Hindernissen (12 Stangen). Eine zu lange Distanz zwischen den einzelnen Stangen wäre für die Hunde mit relativ kurzer Körperlänge (sprich Mini-Kategorie) nicht zu empfehlen.

Um die Belastung im Slalom zu verringern, könnte man für jede Kategorie ein eigener Slalom definieren, wo die Mehrheit der Hunde die zweiseitige Technik ausführen würden. Im Agility werden die Kategorien nicht auf Körperlänge, sondern auf Widerristhöhe eingeteilt. Diese Widerristhöhe ist aber bei den meisten Hunden im Verhältnis zu ihrer Körperlänge. (Dackel, Deutsche Schäfer etc. als Ausnahmefälle)

Die Wichtigkeit, die Belastung zu verringern wird noch unterstrichen wenn man realisiert, dass die Mehrheit der Hunde (60-70%), älter als fünf Jahre, Spondylose (Wucherung der Knochen) bekommen. Die Überbelastung vom Rücken mit Spondylose tritt viel schneller auf.

Dierenartspraktijk Mouwen http://www.mouwen.nl/ , danke für das Überlassen der Berichte!!

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Unsere Hunde sind keine Sportgeräte, sondern in erster
Linie unsere Freunde/Familienmitglieder. Das wir uns um
ihre Gesundheit sorgen, ist selbstverständlich.

Agility ist eine wunderschöne Sportart. Allzu großer
Ehrgeiz führt jedoch nicht selten zu irreparablen Schäden
an den Gelenken des Hundes. Wer Agility betreibt, sollte sich
deshalb über die Belastung des Hundes in dieser schnellen
Sportart ein Bild machen.

Der nachfolgende Bericht über Belastung im Agility wurde von
Birgit und Uwe Engert verfasst

“Jeder verantwortungsvolle Hundesportler sollte ganz bewußt darauf achten,
daß sein Vierbeiner physisch (und natürlich auch psychisch)
nicht überbelastet wird. Dies gilt im besonderen bei Welpen und Junghunden,
sowie bei Vierbeinern ab etwa einem Alter von sieben Jahren.
Beim älteren Hund ist auf jeden Fall ein sensibler Umgang mit
seiner Gesundheit anzuraten. Viele begeisterte Hundesportler merken oft
gar nicht, daß ihr Vierbeiner sich nicht mehr ganz so elastisch abfedern kann,
wenn er ein Sprunghindernis bewältigt, wie noch vor einiger Zeit.
Gerade in der Standardklasse (Sprunghöhe zwischen 55 – 65 cm)
sind sich die HF oft nicht bewußt, welche Belastungen
an Sehnen, Bändern, Gelenken und Muskulatur ihres Vierbeiners entstehen,
wenn er auch nur einen Parcourslauf absolviert. Wie gedankenlos einige
Sportler, die einen älteren Agilityhund führen, manchmal mit dieser
Problematik umgehen, erkennt man z. B. an folgendem Kommentar:
“Er ist doch noch topfit und hatte noch nie Gelenkprobleme.”
Ein verantwortungsbewußter Hundeführer, der in erster Linie das Wohl
seines Hundes im Auge hat, würde sich allerdings fragen, wie lange dieser
Zustand noch so bleibt?!
Selbstverständlich kommen Gelenkschäden auch bei normal belasteten
Familienhunden vor. Allerdings sollte der Agility-Sportler wissen, daß
 das diesbezügliche Risiko im Hundesport
ungleich größer ist, und bei einem älteren Hund durch die Abnahme
der Knochenelastizität mit der Zeit immer mehr zunimmt.
Sollte man nach Kenntnis dieser Fakten seinen fast unmerklich
in die Jahre gekommenen Vierbeiner trotzdem so lange Standardhöhe
springen lassen, bis er die erste Lahmheit zeigt?
Jeder gewissenhafte Hundebesitzer wird diese Frage mit
einem klaren “Nein” beantworten.
Nicht umsonst wurde die Seniorenklasse eingerichtet.

Junghunde, egal welche Widerristhöhe sie mal bekommen, sollten
grundsätzlich im Training die Mini-Sprunghöhe bevorzugen.
Man kann sie immer noch an die jeweilige Prüfungssprunghöhe gewöhnen,
wenn sie vom Körperbau her ausgewachsen sind. Es gibt auch
viele Hundeführer, die keine Prüfungsturniere laufen möchten.
Denen würde ich grundsätzlich raten, ein Agility-Training immer
“nur” in Mini-Sprunghöhe zu absolvieren.

Ein weiterer Vorteil in der Seniorenklasse ist es, dass nicht mehr
Schnelligkeit, sondern hauptsächlich ein fehlerfreier Lauf gefragt ist.
 Dieses Kriterium vermindert zusätzlich die Belastung und kommt dem
eigentlichen Sinn des Agilitysports am nächsten. Lässt man seinen älteren
Hund trotzdem weiterhin in der Standardklasse starten, so sollte man sich
ernsthaft fragen, ob nicht unangebrachter Ehrgeiz der wahre Grund dafür ist?
Oder will man es einfach nicht wahrhaben, dass der über alles geliebte
Partner Hund älter wird?
Vielleicht möchte man aber auch nur durch die Teilnahme an einem
 Prüfungsturnier und dem damit verbundenen permanentem Training
mit maximaler Sprunghöhe sich und anderen beweisen, zu welchen Leistungen
man gemeinsam mit seinem älteren Hund noch fähig ist. Egal, was den
Hundeführer letztendlich dazu veranlasst, seinem in die Jahre gekommenen Vierbeiner
Standardhöhe zuzumuten, fest steht, er tut ihm keinen Gefallen damit.
Ob Prüfungslauf oder Seniorenklasse, für den Hund stellen die
unterschiedlichen Kategorien bezüglich der Auslastung im körperlichen
und seelischen Bereich keinen Unterschied dar.
Der Schwierigkeitsgrad des Parcours entspricht in der
Seniorenklasse etwa der A2-Kategorie.
Bei einem einzelnen Sprung in Standardhöhe kann man natürlich nicht von
einer großen Gelenkbelastung ausgehen. Allerdings sieht das während
einer Übungsstunde, die üblicherweise einen kompletten Parcourslauf
und ein Sequenztraining enthält, ganz anders aus.
Die Belastung potenziert sich um ein vielfaches, wobei der Slalom und
die A-Wand dabei die größte und oft unterschätzte Belastung darstellen.

Marco Mouwen, der Agility-Doppelweltmeister von 1997, der neben
seiner Agilityschule in der Schweiz auch eine Physiotherapiepraxis
für Hunde betreibt, äussert sich diesbezüglich in einer Abhandlung wie folgt:
“Agility ist ein relativ junger Sport. Die Hindernisse sind
in einer Zeit entwickelt worden, als die Hunde die Parcours noch nicht
so schnell absolvierten. Die Hindernisse sind gleich geblieben,
aber der Sport ist sehr viel schneller geworden.
Die Belastung auf den Hund hat deshalb auch zugenommen,
und somit ist auch eine grössere Verletzungsmöglichkeit gegeben.
Die Gefahr von Verletzungen kann nur auftreten, wenn
der Hund einer Überbelastung auf ein oder mehrere Körperteile
(Körperstrukturen) ausgesetzt ist. Es ist klar, dass im Agility
 ein Hund einer erhöhten Belastung (im Vergleich mit einem Familienhund)
auf Strukturen des Körpers ausgesetzt ist.
Sehr viele der häufig vorkommenden Verletzungen bei Agilityhunden
kann man auf die Belastung an den Kontaktzonenhindernissen zurückführen.

Kaputte Sesamknochen, Arthrose in den Handgelenken, Sehnenverletzungen
und Sehnenscheidenentzündungen kann man als Folge der Belastung an den
Kontaktzonenhindernissen erklären. Die größte Belastung an den
Kontaktzonenhindernissen findet in zwei Bereichen statt:

1. Der Aufgang – wegen der Landung mit gleichzeitiger Richtungsänderung.
 
2. Die Klimmlatten – wegen der großen Belastung auf die Zehen beim Abgang,
und zusätzlich der Druck auf die Weichteile / Zehen in der Landung
beim Aufgang.

Beim Slalom bremst der Hund mit einem Vorderbein und gleichzeitig stößt er
wieder ab, um den Rumpf so nahe wie möglich an die Slalomstange zu halten.
Diese einseitige Technik wird meist von Hunden mit einer relativ langen
Körperlänge im Verhältnis zur Distanz zwischen den
einzelnen Slalomstangen angewandt. Weil die Rückhand des Hundes den
letzten Bogen noch nicht fertig erledigt hat, während die Vorderhand schon
den nächsten gegenseitigen Bogen eingesetzt hat,
kann der Rücken des Hundes nicht genügend um die Körper-Längsachse
drehen, um beide Vorderbeine nach außen bewegen zu können, und muß
mit einem Vorderbein die ganze Brems- und Abstoßbewegung für den
nächsten Bogen machen. Die Rückhand wird dabei fast nicht gebraucht.
Der hintere Teil des Rückens befindet sich noch in der anderen
Bogenrichtung und somit kann die Rückhand nur die Funktion des
Gewichttragens übernehmen. Des weiteren kann man von einer höheren
Belastung ausgehen, je größer die Abstände zwischen den einzelnen
Hindernissen sind. So sollten überwiegend 5 m nicht überschritten
werden, da sich ansonsten die Geschwindigkeit des Hundes erhöht, und
der Druck auf die Gelenke damit größer wird.
Hier sind kompetente Richter und Trainer gefragt!

Die Wichtigkeit, die Belastung zu verringern wird noch unterstrichen,
wenn man realisiert, daß die Mehrheit der älter als fünf Jahre
alten Hunde (60 -70 %) Spondylose (Wucherung an den Knochen) bekommen.
Die Überbelastung vom Rücken bei Spondylose tritt viel schneller auf.
 Leider ist es auch ein weitverbreiteter Irrglaube, daß ein
vermehrtes Agilitytraining zu besseren Leistungsergebnissen führen würde.
Diesbezügliche Beobachtungen ergaben nämlich das genaue Gegenteil.
Gönnt man dem ausgebildeten Agilityhund ab und zu mal eine Trainingspause,
 und achtet darauf, daß man nur einmal in der Woche an einer Übungsstunde
teilnimmt, dann ist die Motivation,

Konzentration und das damit verbundene Leistungspotential viel höher. Hier gilt:
Das schönste Spiel wird langweilig, wenn man es ständig spielt.
Viele mittlerweile desinteressierte Agilityhunde, die über längere Zeit
 ein vermehrtes Training absolvierten, und gleichzeitig von einem Turnier
 zum anderen geschleppt wurden, belegen dies. Läßt man es erst
soweit kommen, dann hilft erfahrungsgemäß auch keine noch
so gute Motivation mehr. Effektives Agility-Training, wobei auf Qualität
und nicht auf Quantität geachtet wird, ist deshalb empfehlenswert.

Anfängerteams sollten hingegen kontinuierlich zweimal in der Woche
zum Training kommen. Allerdings sind bei ihnen eher kürzere Übungseinheiten
mit intensiver Motivation sinnvoll.

Sieht man die vorgenannten Argumente in ihrer Gesamtheit, so wird jeder
verantwortungsvolle Agilitytrainer an das Gewissen seiner Übungsteilnehmer
appellieren und ihnen bewußt machen, daß es keine andere Hundesportart gibt,
bei der eine so hohe Belastung auf Sehnen, Knochen, Gelenke und Muskulatur wirkt.
Und damit sollte sehr sensibel umgegangen werden, denn meist sind einmal
eingetretene Gelenkschäden irreparabel.”

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